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Wie digitalisiere ich meine alten Schallplatten?

Wie digitalisiere ich meine alten Schallplatten?

Bestseller Schallplatten digitalisieren

Wie digitalisiere ich meine alten Schallplatten?
Wie digitalisiere ich meine alten Schallplatten?

In diesem kleinen „Workshop“ möchte ich Ihnen zeigen, wie alte Schallplatten digitalisiert werden können – das alles in nur 10 Schritten!

Schritt 1: Anlage mit PC verbinden

Voraussetzung für das Überspielen von Schallplatten auf den PC ist eine kurze, hochwertige Verbindung.

Dafür nutzen sie den Rec-Out-Anschluss des Verstärkers und verbinden ihn mithilfe eines Adapterkabels an den Line-In der PC-Soundkarte. Wenn nur Vinyl-LPs digitalisiert werden sollen, lohnt sich meist der Kauf eines einfachen Phono-Vorverstärkers. Dieser verhindert bei manchen Plattenspielern oder Audio-Komponenten ein Netzbrummen und verstärkt das Ausgangssignal zusätzlich.

Schritt 2: Aufnahmequelle auswählen und vorbereiten

Um eine optimale Aufnahme zu erzielen, müssen Sie zunächst noch ein paar Einstellungen vornehmen. Dazu gehört vor allem die Wahl des richtigen Eingangs.

Wenn die Anlage mit dem Rechner verbunden ist, hilft ein Blick in die „Aufnahmesteuerung“ von Windows XP (ich gehe hier mal von diesem Betriebssystem aus). Die Aufnahmesteuerung finden Sie im Startmenü unter „Programme“ – „Zubehör“ – „Unterhaltungsmedien“ – „Lautstärke“ (oder optional über die Systemsteuerung). In dem Fenster „Wiedergabesteuerung“ nutzen Sie im Menü „Optionen“ den Punkt „Eigenschaften“, um zwischen der Lautstärke-Regelung für die Wiedergabe und Aufnahme umzuschalten.

Wählen Sie nun in der Aufnahmesteuerung den „Line-In“-Eingang aus und achten Sie darauf die entsprechenden Haken von allen anderen Audio-Quellen zu entfernen. Damit werden mögliche Rückkopplungen, etwa von Mikrofoneingängen oder Grundrauschen, vermieden. Diese müssten sonst später mühsam aus den Aufnahmen entfernt werden.

Schritt 3: Erster Probelauf für das Ansteuern

Wenn zu knapp ausgesteuert wird, wird der Titel zu leise und rauscht möglicherweise, wenn Sie lauter drehen. Bei Übersteuerung kommt es zu Verzerrungen. Sie sollten sich deshalb für diesen Punkt einen Moment Zeit nehmen.

Zum Mitschneiden von längeren Musiktiteln eignet sich der Windows-eigene Audiorecorder nicht gerade sonderlich gut. Bevor Sie aber nun denken, dass Sie einen teuren, professionellen Audio-Editor, wie „Samplitude“, kaufen sollten, können Sie erstmal beruhigt sein. Es gibt genügend gute Programme auf dem Softwaremarkt, wie z. B. GoldWave, Cool Edit oder WavePurity. Diese können Sie auf vielen Internetseiten (bspw. www.chip-online.de) kostenlos herunterladen. In diesem Beispiel wird WavePurity verwendet.

Nach der Installation und dem Start des Aufnahme-Tools legen Sie einen neuen Audio-Track mit den Parametern Stereo, 44,1 kHz Sampling-Rate und 16-Bit-Auflösung an. Bevor Sie den Record-Knopf drücken, vergewissern Sie sich, dass die „Aufnahmesteuerung“ weiterhin geöffnet ist. Nun starten Sie die Wiedergabe der Schallplatte, um die Aufnahme optimal auszusteuern.

Im Audio-Editor betätigen Sie dazu den Aufnahme-Knopf und beobachten einen Moment den Record-Pegel. Erreichen sowohl der rechte als auch der linke Kanal regelmäßig die 0-Dezibel-Marke, regeln Sie mithilfe der Windows-„Aufnahmesteuerung“ die Lautstärke so lange herunter, bis der Maximal-Ausschlag knapp diesen Level erreicht.

Schritt 4: Was soll digitalisiert werden? Die gesamte LP oder nur einzelne Lieder?

Damit die Audio-Restaurierung später weniger zeitaufwendig ist, empfiehlt sich die Aufnahme einer kompletten LP-Seite – schließlich können so Korrekturen an Tracks in einem Rutsch erledigt werden, auch wenn die Musik-Software keine Stapelverarbeitung bietet.

Ist die Aufnahme den Wünschen entsprechend beendet, speichern Sie die Datei zunächst als „Windows PCM“ im WAV-Format auf der Festplatte ab.

Schritt 5: Knacken entfernen mit WavePurity

Zur Entfernung von Knistern und Knacken empfiehlt sich ein behutsamer Audio-Editor wie der bereits erwähnte und hier verwendete WavePurity.

Die Light-Scribe-Version eignet sich dafür besonders gut. Einschränkungen im Vergleich zu der Vollversion bestehen in der Aufnahmedauer, der Einblendung von Registrierungsaufforderungen sowie dem eingeschränkten MP3-Encoder. Aber auch mit der Light-Scribe-Version lässt sich gut arbeiten.

Damit die Filter von WavePurity den maximalen Abstand zwischen dem Audio-Stream und den Störgeräuschen bei der Restaurierung nutzen können, empfiehlt sich die Nutzung der Original-Aufnahme. Dabei rechnet das Programm zwar etwas länger, weil etwa auch die Pausen zwischen den Liedern vom Knacksen befreit werden müssen, jedoch vermindert etwa eine Rausch-Unterdrückung auch die Differenz zwischen Signal und Rauschen.

Schritt 6: Filtereinstellungen

Bei den Einstellungen des Filters sollte man besonders gut aufpassen, denn es kommt auf die richtige Einstellung an.

Bevor die Filter von WavePurity zum Einsatz kommen können, laden Sie die zu bearbeitende WAV-Datei im „Editiermodus“ in das Programm. Wollen Sie Funktionen und Parameter zunächst für Ihre Bedürfnisse optimieren, markieren Sie mit der Maus etwa den Anfang oder das Ende eines Musik-Tracks. Anhand dieses Teilstücks können jetzt etwa die in dem Reiter „Digitale Filter“ verborgenen Features eingestellt werden.

Bewährt haben sich die „Reparaturfilter“ zum Entfernen von Knistern und Knacken. Die Empfindlichkeit beider Optionen lässt sich in der Sample-Länge anpassen. Standard-Werte bewegen sich zwischen 7 und 15 Samples für Knistern und 25 bis 35 für Knacker. Die Option „Mehrfachsuche“ ermöglicht das Bereinigen der Aufnahmen von zeitlich kurz aufeinander folgenden Störgeräuschen – was naturgemäß beim Knistern besonders wichtig ist. Optional helfen auch mehrere Anwendungen der digitalen Filter mit modifizierten Parametern.

Um das Ergebnis nach dem Entfernen der Störgeräusche zu prüfen, empfiehlt es sich, von Zeit zu Zeit in den Track hinein zu hören. Dabei kann es hilfreich sein, die Datei nicht zu überschreiben, sondern unter einem neuen Namen zu speichern. Zwar besitzt WavePurity eine Undo-Funktion, diese bezieht sich jedoch nur auf den letzten Arbeitsschritt. Ärgerlich ist, dass es bei manchen Hardware-Konfigurationen zu Problemen bei der Wiedergabe von Musik direkt aus WavePurity kommen kann. Dann helfen nur der Windows Media Player, WinAmp oder eben der Audio-Editor.

Schritt 7: Brummen und Rauschen entfernen

Die Aufnahme ist nun vom Knacken und Knistern gereinigt, nun fehlt noch das Entfernen von Brummen und Rauschen.

Sind in der Aufnahme ausschließlich Rauschen und Brummen vorhanden, empfehle ich das Programm Cool Edit (Shareware).
So startet die Shareware Cool Edit 2000 mit einem Auswahl-Dialog. Hier haben Sie in der unregistrierten Version Zugriff auf zwei von acht Funktionsgruppen. Welche das sind, lässt sich bei jedem Start der Shareware neu auswählen.

Unbedingt erforderlich ist die erste, „Save, External Clipboard Functionality and Sample Conversion“, da Sie ansonsten keine WAV-Dateien speichern könnten. Beim Bearbeiten verrauschter Schallplatten-Aufnahmen helfen die Funktionen „Filter and Noise Reduction“.

Ist die Auswahl erfolgt, laden Sie die zuvor editierte WAV-Datei. Nun suchen Sie eine Stelle, an der möglichst nur Brummen oder Rauschen zu hören ist, zum Beispiel direkt am Anfang oder Ende eines Titels.
Markieren Sie diesen Bereich und wählen Sie aus dem Menü „Transform“ den Punkt „Noise Reduction“. Im folgenden Dialog klicken Sie auf die Schaltfläche „Get Profile from Selection“. Cool Edit ermittelt nun einen Querschnitt des Rauschens und merkt sich dieses Frequenz-Profil. Dabei ist es sinnvoll, ein möglichst detailliertes Profil von dem Audio-Sample zu gewinnen. Dies erreichen Sie, indem Sie den Wert der „Snapshots in Sample“ möglichst maximieren – bewährt haben sich Größen ab 500 Snapshots. Klicken Sie nun zunächst auf „Close“, da Sie ja nicht nur den ausgewählten Teil des Tracks, sondern die gesamte Datei von den Störgeräuschen befreien wollen.

Mithilfe der Tastkombination [Strg]+[A] können Sie jetzt die gesamte Aufnahme markieren. Wenn Sie wieder das Dialogfenster „Noise Reduction“ öffnen, hat sich Cool Edit 2000 das Frequenz-Profil gemerkt. Für eine Vorschau auf den bereinigten Audio-Track drücken Sie den Button „Preview“.

Mit dem Schieberegler „Noise Reduction Level“ lässt sich nun gegebenenfalls einstellen, wie stark der Filter die Frequenz-Anteile aus der WAV-Datei ausblenden soll. Je höher der Wert, desto mehr wird unter Umständen auch der Klang der Musik negativ beeinflusst. Wenn Sie zufrieden sind, schließen Sie den Dialog mit „OK“.

Cool Edit 2000 speichert nun zunächst die Original-Datei und eliminiert daraufhin die ermittelten Frequenz-Anteile. Dies kann in Abhängigkeit von dem Profil und der Länge des zu bearbeitenden Audio-Tracks sowie natürlich der System-Leistung eine Weile dauern. Sollten Sie mit dem Resultat doch nicht zufrieden sein, können Sie alles über „Edit | Undo“ rückgängig machen.

Schritt 8: Aufnahmen mit Effekten aufpolieren

Gerade bei älteren, schlechteren Aufnahmen lohnt es sich die Höhen und Tiefen etwas zu verstärken.

Die entsprechende Option finden Sie bei der unregistrierten Version von Cool Edit in der Funktionsgruppe „Distortion, Quick Filter and Reverse“. Nach dem Laden des Audio-Tracks wählen Sie aus dem „Transform“-Menü die Punkte „Filters | Quick Filter“. Wählen Sie rechts oben „Loudness“. Damit ändern sich die Regler links. Wenn Sie dann auf den Button „Preview“ drücken, hören Sie den Effekt.

Auch hinter der Funktionsgruppe „Echo, 3D Echo Chamber and Reverb“ verbergen sich Optionen, mit denen sich restaurierte Audio-Files hörbar aufwerten lassen. So können Sie beispielsweise mit den „Reverb“-Effekten Live-Mitschnitte aufpolieren: Verlegen Sie die Aufnahmen einfach in eine große gefüllte Konzerthalle („Large Occupied Hall“). Hinter den weiteren Optionen dieser Funktionsgruppe verbergen sich nahezu 50 Effekte, mit denen sich besonders bei älteren Mono-Aufnahmen ein Herumprobieren lohnt.

Schritt 9: WAV-Datei in einzelne Tracks zerlegen

Nun müssen die großen Dateien noch in Tracks aufgeteilt werden, damit der CD-Player diese Lieder als separate Tracks erkennt.

Dazu können Sie natürlich den Audio-Editor nutzen, dessen virtueller Arbeitsspeicher auch das Copy & Paste von minutenlangen Musik-Passagen erlaubt. Sie suchen die Pause zwischen dem ersten und zweiten Titel und markieren den ersten Track, kopieren ihn in die Zwischenablage und fügen ihn in eine neue Datei ein. Mit den weiteren Titeln verfahren Sie nach dem gleichen Muster.

Komfortabler lässt sich diese Aufgabe etwa mit dem Brennprogramm Nero Burning ROM von Ahead erledigen. Wie fast alle Brenntools bringt Nero einen Audio-Editor mit, in den Sie die komplette Musik-Datei laden können. Neros Wave Editor bietet im Menü „Bearbeiten“ eine eigene „Pausenerkennung“, die anhand verschiedener Parameter wie Pausen- und Liedlänge imstande ist, eine komplett aufgenommene Schallplatten-Seite selbst in einzelne Tracks zu zerteilen.

Alternativ unterstützt natürlich auch der Wave Editor das manuelle Copy & Paste von Teilen der WAV- oder MP3-Datei. Hilfreich dabei ist der Befehl „Kopieren nach Datei“ aus dem „Bearbeiten“-Menü.

Schritt 10: Daten für die Musik-CD vorbereiten

Um schließlich Ihre komplette Arbeit auf CD zu sichern, nutzen Sie ein Brennprogramm wie Nero.

In Nero Burning ROM lassen sich etwa die Pausen zwischen den Tracks einheitlich gestalten oder gar deaktivieren, wenn die Lieder etwa ineinander übergehen sollen. Dazu markieren Sie alle Tracks, klicken mit der rechten Maustaste auf die Auswahl und wählen aus dem Kontextmenü den Punk „Eigenschaften“. Hier justieren Sie die Länge der Pausen zwischen den Stücken. Wenn Sie schon Pausen innerhalb der Dateien haben, setzen Sie den Wert am besten auf null.

In einem nächsten Schritt klicken Sie das Register „Filter“ an: Hier stehen noch einmal Tools zum Verbessern der Qualität zur Verfügung. Mit der Normalisierungsoption können Sie die Lautstärke verschiedener Tracks auf ein einheitliches Niveau bringen: Setzen Sie einen Haken vor „Normalisieren“ und stellen Sie „Maximal“ ein. Nero setzt so alle Stücke auf die höchstmögliche Lautstärke, ohne dass der Klang verzerrt. Schließen Sie danach den Dialog mit „OK“.

Schließlich lassen sich die einzelnen Tracks über dem Eintrag „Eigenschaften“ aus dem Kontextmenü mit Titeln versehen. Ist im Nero-Dialogfeld „Neue Zusammenstellung“ auf dem Register „Audio CD“ die Option „CD Text auf CD schreiben“ mit einem Haken versehen, werden sowohl der eingetragene Album-Titel als auch die jeweiligen Lied-Namen mit dem dazugehörenden Interpreten später von CD-Textfähigen Playern während des Abspielens angezeigt.

Legen Sie nun eine beschreibbare CD ein und klicken Sie auf „Brennen“.
Nun sind die Lieder von Ihrer alten Schallplatte auf einer CD!

Grafik Varianten der Schallplatten-Digitalisierung

Alternativ besteht auch die Möglichkeit, einen USB-Plattenspieler mit dem PC zu verbinden. Mit diesem können Sie während des Abspiel-vorgangs bequem die Tracks mit einem Programm (z. B. no23 Recorder) aufnehmen, benennen usw. Ein guter USB-Plattenspieler kostet ca. 100 Euro (Stand Februar 2008).

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