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Testbericht ADAM Pencil Mk3

Testbericht ADAM Pencil Mk3

Testbericht ADAM Pencil Mk3

Einleitung

Anlässlich eines groß angesetzten Lautsprechertests kamen zwei alte Bekannte zu Besuch, könnte man sagen. Die Rede ist hier von der neuesten Entwicklung aus der Lautsprecher-Schmiede in Berlin bei ADAM Audio. Den aufmerksamen Lesern unter Ihnen mag es vielleicht schon aufgefallen sein, dass auf HiFi-Online.net bereits einmal ein Lautsprecher mit dem Namen „Pencil“ getestet wurde, der ebenfalls von ADAM stammte. Nun, das liegt nun mittlerweile fast auf den Tag genau zwei ganze Jahre zurück. Inzwischen darf ich ihnen hier nun das Nachfolgemodell präsentieren. Um einen authentischen Test, gerade im Bezug auf einen A/B-Vergleich zur Pencil Mk2 vollziehen zu können, beschäftigt sich dieser Artikel ebenfalls mit der passiven Version des Lautsprechers. Die Liste der technischen Neuerungen und Weiterentwicklungen bei der neuen Classic-Serie, zu der auch die Pencil gehört, ist lang. Viel Zeit haben die Entwickler damit verbracht, die neuen Modelle noch ausgeglichener klingen zu lassen. Möglich war das vor allem dadurch, dass die Classic-Reihe jetzt von dem technischen Fortschritt der ADAMschen HighEnd-Elite namens TENSOR profitiert. Auch optisch hat sich Einiges getan, wie sie im weiteren Verlauf dieses Berichtes erfahren werden.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Alle Chassis

Zu Grunde gelegt wurden diesem Testbericht gleich zwei verschiedene Lautsprecherkabel. Zum einen das allseits bekannte und von mir favorisierte „The Magnum Hybrid“ aus dem Hause Van den Hul und zum anderen das „LS2“ aus der „Platin Line“ von WSS.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Van den Hul M.C. The Magnum Hybrid Testkabel 1        ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - WSS Platin Line LS2 Testkabel 2

Verarbeitung

Gerade im Vergleich zum Vorgänger fällt auf, dass ADAM mit viel Leidenschaft ein Lautsprechergehäuse präsentiert, das sich edel und formschön zugleich präsentiert. Während bei der Mk2 noch von richtigen Ecken gesprochen werden durfte, sind die Kanten beim Nachfolger sinnvollerweise geglättet bzw. gerundet worden. ADAM bietet die Pencil in den Ausführungen Schwarz hochglanz, Walnuss und Kirsch an.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Kantenverarbeitung

Eine weitere Neuerung, die dem Kenner der Classic-Reihen gleich ins Auge sticht, ist die hinzu gekommene Bodenplatte. Der wuchtige 1,18 m große und 23 kg schwere Lautsprecher befindet sich nun auf einer fest montierten Bodenplatte. Diese ebenfalls an den Kanten abgeschliffene Fläche bietet des weiteren die Möglichkeit, vier mitgelieferte Spikes mittels Schraubtechnik anzubringen. ADAM setzt hier bei auf die Variante der akustischen Ankopplung, sprich die Spikes werden mit der Spitze auf den Boden ausgerichtet, wo sie passgenau in einen kleinen, runden Untersetzer münden.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Neue Bodenplatte

Die Spikes müssen dabei nicht im vollen Umfang durch die öffnung in der Bodenplatte gedreht werden, sondern können zum Ausgleich von Unebenheiten im Boden beispielsweise auch drei Millimeter höher gedreht werden, hauptsache sie sitzen noch fest justiert in der jeweiligen Kontermutter.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Spikes

Als kleines Gadget hat ADAM seine neue Classic-Reihe noch mit einem Magnetsystem ausgestattet. Dieses Magnetsystem, welches sich unter dem Tieftöner befindet, hat mit der Elektronik nichts am Hut, sondern besitzt die Aufgabe, die Stoff-Abdeckungen an der Front des Lautsprechers optimal einzupassen. Somit hat ADAM die Anbringung dieser Abdeckung elegant und geschickt gelöst. Im Gegensatz zu Abdeckungen anderer Hersteller, gemeint sei hier Canton, verfälschen die Stoff-Abdeckungen der Pencil keinesfalls den Klang. Für die Idee also schon mal ein Lob! Eine Drehung des Lautsprechers um 180 Grad bringt auf der Rückseite gleich zwei Bassreflexröhren zum Vorschein. Diese befinden sich einerseits genau passend hinter dem 7″ HexaCone Tief-/Mitteltöner und andererseits genau passend hinter dem 7″ HexaCone Tieftöner. Allein aus diesem Grund empfiehlt sich schon, dass die Lautsprecher mindestens 1,3 Meter von der Rückwand entfernt ihren Platz finden sollten, wie sich während der Tests herausstellte.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Anschlussterminal

Weiter unten sticht die gewohnte Qualität der Anschluss-Terminals bei ADAM-Lautsprechern hervor. Ein hochwertiges Bi-Wiring Terminal, bestückt mit vergoldeten Kabelbrücken. Die ebenfalls vergoldeten Schraubklemmen, für den Tiefton- und Mittel-/Hochton sind sehr robust und können gerne auch mal fester als normal bedient werden. Bananas, aber auch unkonfektionierte Kabel, finden dort problemlos Platz.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Kabelbrücke

Schaut man sich alles in allem die Verarbeitungsqualität im Zusammenspiel mit dem Materialaufwand an, kann man schlichtweg nur sagen, dass ADAM bei der Verarbeitung der Pencil keine Kompromisse gemacht hat. Die hohe Oberflächenqualität sorgt ebenso wie die Kantenverarbeitung und die Neuerungen für ein makelloses Finish. Außerdem wird wie beim Vorgänger wieder auf eine extrem schlanke Bauweise gesetzt, was die Abmessungen (BxHxT) auch deutlich klar machen: 23 x 118 x 30 cm. Die weibliche Fraktion mag vielleicht den Pflegeaufwand eines Hochglanzlautsprechers in Frage stellen, das sei aber mal dahin gestellt.

Technik

Nachdem nun vor allem die optischen Neuerungen thematisiert wurden, kommen wir nun zu dem, was sozusagen „unter der Haube“ steckt. Fangen wir oben an. Während beim Vorgängermodell der Einsatz des legendären ART-Hochtöners – dem Markenzeichen eines jeden ADAM-Lautsprechers – noch für viele Nuancen sorgte, hat ADAM die Mk3 mit dem von den TENSORen stammenden X-ART-Hochtöner ausgestattet. Lassen Sie mich ihnen das ART-Prinzip noch einmal näher bringen: Oberste Priorität für die Präzision bei der Wiedergabe durch einen Lautsprecher hat die Geschwindigkeit, mit der die Schallwellen erzeugt werden. Die Accelerating Ribbon Technology geht diesbezüglich ganz neue Wege. Dabei ist auch die Technik nicht aus den Augen zu lassen.

Bei der Pencil und ihrem X-ART-Hochtönern heißt das auf den Punkt: Der Hochtöner besteht aus einer lamellenförmig gefalteten Folie, deren einzelnen Falten sich im Takt des eingespeisten Musiksignals öffnen und schließen, sodass die Luft entsprechend eingesaugt und ausgestoßen wird. Sie treiben die Luft also schneller ein und aus ihren Falten, als sie sich selbst bewegen. Mit dieser innovativen Technik vermag das ART-Prinzip das lineare Verhältnis von Luft- und Membrangeschwindigkeit zu überwinden, welches bei Kalotten-Hochtönern ein großes (physikalisches) Problem darstellt. Auch ein Hitzestau, der gerade bei Kalotten-Hochtönern auftreten kann, wird durch den direkten Kontakt der Folien zur Außenluft verhindert. Das „X“ (für eXtented frequency response) vor dem ART-Prinzip steht dabei für die Weiterentwicklung des Modells durch die Entwicklung und Verwendung neuer Materialien. Diese Wandler wurden bezüglich ihres Frequenzbereiches und der Effizienz noch ein weiteres mal verbessert. Das heißt im Klartext, dass der neue X-ART-Hochtöner eine um 3 dB höhere Effizienz und einen 5 dB höheren maximalen Schalldruckpegel aufweist. ADAM schafft es somit, bei gegebenen Voraussetzungen (z. B. Abmessungen) die bestmögliche Klangqualität zu erreichen.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - X-ART-Hochtöner

Eine Etage tiefer befindet sich der 7″ HexaCone Tief-/Mitteltöner. Auch dieser entspricht im Prinzip denen der TENSORen. Doch auch die HexaCone-Membranen bieten Einiges an interessantem Hintergrundwissen. So sprechen wir hier z. B. von einer Sandwichmembran aus Nomexwaben und beidseitiger Kevlarbeschichtung, was bedeutet, dass dadurch im jeweiligen Frequenzbereich ein außerordentlich akkurates übertragungsverhalten an den Tag gelegt werden kann. Noch ein Stück weiter unten sehen wir noch ein 7″ HexaCone-Modell mit dem Unterschied, dass diese Membran nur für die Frequenzen von 35 – 150 Hz zuständig ist. Dadurch wird vor allem eine Entlastung und Ergänzung des Tief- und Mitteltonbereiches erreicht. Mit Neodymmagneten und einer extra großen Schwingspule wird ein enormes Volumen im Bassbereich erreicht, was laut ADAM zwar nicht im Vordergrund stehen soll, dies aber gelegentlich tut.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - HexaCone Tieftöner

Klang

Wie viele Stunden vergehen eigentlich, bis man anfängt einen Testbericht zu verfassen? Nun ja, auf die Pencil bezogen doch schon etwas mehr, als bei anderen Tests. Wenn man die Zeit mal ein wenig addiert, kommt man auf ungefähr 30 reine Hörstunden. Die gleiche Anzahl an Stunden vergeht dann noch einmal nach dem Verfassen des Testberichts.

Es gibt ja bekanntlich verschiedene Arten von Lautsprechern. Die Rede ist hier von solchen, die einem zum leiseren Hören verleiten und solche, die gerne ihre Pegelfestigkeit und enormen Reserven unter Beweis stellen wollen. Zur zweiten Kategorie zählt dabei die ADAM Pencil Mk3.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - EnyaAngefangen hat es dieses Mal mit, man möge es kaum glauben, einem Titel aus der Richtung Dance/Electro („3OH!3“). Darauf möchte ich nur in sofern eingehen, dass dieser Lautsprecher nicht die Ambitionen hat (oder haben sollte?) für solche Musik (ohne jegliche Wertung) herhalten zu müssen. Deswegen gleich zum konstruktiven Teil der Tonalität. Jeder kennt dieses Lied: „Only Time“ von der irischen Sängerin Enya. Die „Hymne“ zur emotionalen Verarbeitung der Ereignisse am 11. September 2001 in New York. Die Pencil bringt mit all‘ ihren Fähigkeiten die Musik sehr authentisch und mit breiter Bühne herüber. Der Bass wird von den beiden HexaCone-Chassis druckvoll und präzise regelrecht heraus-geschoben. Der Hochton wirkt dabei keinesfalls aufdringlich.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Jack JohnsonWeiter geht es mit den üblichen Verdächtigen beim Testen. Nachdem Enya nun angesprochen wurde, möchte ich noch einige Worte zu Jack Johnson verlieren. Der sympathische Musiker aus Hawaii zelebriert bei „It’s All Understood“ im Duett mit Sam Beam auf seinem Album „Brushfire Fairytales“ allerfeinste Musik. Wobei dieser Song permanent durch Zach Gill am Piano begleitet wird, fallen sehr schön die Pianoläufe auf, die so schnell werden können, wie sie wollen. Die Wiedergabe verstrickt sich nicht. Die Töne werden klar und deutlich präsentiert und man munkelt, ob ein Piano nicht das Referenzinstrument für den schlanken 3-Wege-Lautsprecher sein könnte.

Die nächste Verwunderung gab es bei Katie Meluas‘ „Nine Million Bicycles“ aus dem Album „Piece By Piece“. Sanft klopft der Bass im Zusammenspiel mit Katieâ??s himmlischen Stimme. So hatte ich diesen Titel noch nie gehört, selbst auf einem meiner sonstigen Referenzlautsprecher nicht. Auch das Ike & Tina Turner Cover „I Idolize You“, welches neben vielen anderen Künstlern auch mehr als 40 Jahre später von der afrikanischen Jazz- und Soul-Sängerin Lizz Wright gecovert wurde harmoniert perfekt mit der Pencil. Die uralt E-Gitarre wird sauber wiedergegeben und erfreut mit Sicherheit die Herzen aller Retro-Anhänger. Stimmen und Instrumente werden von der Pencil klar im Raum positioniert und weichen keinesfalls von der klar umrissenen Bühne ab.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - VangelisDoch eine der vielen getesteten Silberlinge darf nicht fehlen. Die 1988er „Direct“ vom Synthesizer-Papst Vangelis höchst persönlich. Was gibt es Schöneres, als bei einem stark verregneten und stürmischen Nachmittag Musik zu hören (sofern man sich selber mal die Zeit nimmt)? Besonders Titel Neun der CD „Messages“ entführt in eine fremde Welt. Die mystischen Klänge lassen die Pencil zur Höchstform auflaufen. Jeder der Musik nur mit dem Kopf hört und permanent überlegt, wie man das Klangbild noch um 0,1 % optimieren kann, sei dieses Album sowie die ADAM Pencil Mk3 ans Herz gelegt. Dann heißt es nämlich zurücklehnen und die harmonischen Klänge unangestrengt genießen ohne sich o. g. Gedanken zu machen.

Zum Thema Pegelfestigkeit hatte ich ja bereits einige Worte geschrieben. Hohe Lautstärken zu erreichen, ist mit diesem Lautsprecher kein Problem. Der Wirkungsgrad von 89 dB/W/m fordert dem Verstärker hingegen schon einiges an Leistung ab.

Insgesamt ist die Pencil Mk3 ein ziemlich lebendiger Lautsprecher, der eine überraschend hohe Räumlichkeit entfaltet. Der Bass ist präzise, wenngleich auch das Volumen einige Male zum Vorschein kommt. Der Mitteltonbereich ist klar strukturiert und präzise. In Sachen Hochton ist alles vom Feinsten und keinesfalls aggressiv.

Fazit

Mit der Pencil Mk3 hat ADAM ein weiteres großes Ausrufezeichen gesetzt. Das Berliner Unternehmen präsentiert, wie man in kürzester Zeit vom kompletten Neuling in der Branche und über Studio-Monitore zur Elite der Stereo-Welt avanciert. Das formschöne Gehäuse mit Bodenplatte und Spikes legt mit dem robusten Bi-Wiring-Terminal den Grundstein für einen großen Erfolg. Im Allgemeinen besticht der Lautsprecher durch einen kompromisslosen Materialeinsatz und eine liebevolle Verarbeitung. Durch den Einsatz vieler Bauteile der TENSORen brennt auch musikalisch nichts an. Die Pencil Mk3 besticht durch ihre direkte und unaufdringliche Spielweise, einem strukturierten und präzisen Mitteltonbereich sowie einer luftigen und knackigen Tieftonwiedergabe. In Sachen Räumlichkeit lässt die Pencil seine Zuhörer direkt ins Geschehen eintauchen – mitten drin statt nur dabei, könnte man sagen. Der hohe Wirkungsgrad sowie die exorbitante Pegelfestigkeit ermöglichen es, auch mal etwas lauter aufzudrehen und bei erhöhtem Pegel die feindynamische Qualität der Musik zu genießen. Als neutraler Vertreter der Classic-Reihe hat die Pencil mit keiner der getesteten Musikarten Probleme, man kann nur vermuten, ob die Piano-Wiedergabe ein heimlicher Favorit des Lautsprechers ist.

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Bewertung

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Bewertung Grafik

ADAM Pencil Mk3 - HiFi-Online.net Testbericht - Equipment